5 Licht
Licht ist ein Themenfeld, dass von vielen unerfahrenen Personen enorm unterschätzt wird. Licht hat oftmals einen weitaus größeren Einfluss auf das aufgenommene Bild als die verwendete Kamera oder das Objektiv. Das beweist auch die Tatsache, dass mittlerweile ganze Spielfilme mit einem iPhone gedreht wurden. Denn wenn man Licht richtig einsetzt, kann man aus nahezu jeder Kamera Unglaubliches herausholen.
Licht ist dazu da, eine Stimmung und Atmosphäre zu erzeugen, dem Bild tiefe zu geben und letztendlich die beste Qualität aus der Kamera zu bekommen. Licht ist nicht einfach nur eine Leuchtquelle auf ein Objekt richtigen. Licht kann vieles sein: hell, dunkel, warm, kalt, hart, weich, reflektiert, indirekt oder direkt. Es liegt an uns Filmschaffenden zu entscheiden, wie das Licht für das jeweilige Projekt, die Situation, Story und Stimmung am besten funktioniert.
Licht ist ein unglaublich komplexes Thema, obwohl seine Basics schnell zu lernen sind. Man kann Jahre lang Licht und seine Möglichkeiten studieren und trotzdem bei jedem Film und Projekt etwas Neues lernen. Daher kann in diesem Leitfaden nicht auf die vielen Einsatzmöglichkeiten mit Licht eingegangen werden. Es sollen vielmehr die Basics der Lichttechnik vermittelt werden. Mit diesem Grundwissen kann man dann entsprechende Beleuchtungsmethoden erlernen und selbst ausprobieren.
5.1 Farbtemperatur
Wenn man über die Farbtemperatur von Licht spricht, meint man damit, wie warm oder kalt das jeweilige Licht wird. Warme Lichter gehen mehr in das gelbe und rote Spektrum, wo hingegen kühle Lichter in Richtung Blau gehen.
Die Farbtemperatur wird in Kelvin (K) gemessen und meistens in einer Skala von 1.000 bis 12.000 Kelvin angegeben.

Abbildung 5‑1: Farbtemperaturen Quelle: Christoph Kohlhepp / leuchtengrosshandel24.de
Jede Lichtquelle hat eine bestimmte Farbtemperatur. Hier einige Beispiele:
- 1.500 K Kerze
- 2.600-2.800 K Glühlampe
- 2.700-3.200 K Halogenlampe
- 4.000 K Leuchtstofflampe (Neutralweiß)
- 4.120 K Mondlicht
- 4.500-5.000 K Xenonlampe
- 5.000 K Morgen-/Abendsonne
- 5.500 K Vormittags-/Nachmittagssonne
- 5.500-5.800 K Mittagssonne, Bewölkung
- 6.500-7.500 K Bedeckter Himmel
- 7.500-8.500 K Nebel, starker Dunst
- 9.000-12.000 K Blauer (wolkenloser) Himmel / Blaue Stunde
Die verschiedenen Farbtemperaturen haben auch unterschiedliche Auswirkungen auf unsere Stimmung. So eignet sich warmweißes Licht (bis ca. 3.500 K) gut für eine entspannte Atmosphäre im Wohn- und Schlafzimmer. Kaltweißes Licht (4.500-6.000 K) ist hingegen für ein Arbeitsumfeld besser, da bei diesem Licht unsere Konzentration und Arbeitsleistung über längere Zeit hoch bleibt.
Aber was hat das mit der Videografie zu tun? Wie bereits im Kapitel 3.3 beschrieben, ist es vor jeder Aufnahme wichtig, den Weißabgleich entsprechend der gegebenen Farbtemperatur anzupassen. Es ist also von Vorteil, wenn man gängige Lichter und deren Farbtemperaturen kennt.
Darüber hinaus sollte man aufpassen, dass man keine stark unterschiedliche Farbtemperaturen miteinander mischt. Hat man in einer offenen Küche eine kalte Farbtemperatur von 6.000 Kelvin und im angrenzenden Wohnzimmer eine warme Temperatur von 2.700 Kelvin, könnte ein Tracking-Shot, von dem einen in den anderen Raum, schwierig werden. Mischlicht, also die Addition von zwei verschiedenen Farbtemperaturen kann unter Umständen zu sehr unerwünschten Ergebnissen führen. So können Hauttöne schnell sehr ungesund und unnatürlich wirken.

Abbildung 5‑2: Einsatz von unterschiedliche Farbtemperaturen im Film Quelle: Lawrence Sher / Joker, 2019
Die Aussage, dass man keine Farbtemperaturen mischen sollte, ist sehr generell gesprochen. Im kreativen Aspekt des Filmemachens wird tatsächlich sehr oft mit unterschiedlichen Farbtemperaturen gearbeitet und so ein Bild aus mehreren Ebenen erschaffen. Hier sind jedoch Profis am Werk und diese Aufnahmen werden akribisch geplant.
Für einen Ausbildungsfilm der Sparkasse wäre so ein Bildlook vielleicht nicht das richtige. Grundsätzlich gibt es aber auch hier kein richtig und falsch. Wenn man sich der Limitierungen bewusst ist und man die verschiedenen Farbtemperaturen im Blick hat, kann man am Set entsprechende Entscheidungen treffen.
5.2 Farbwiedergabeindex
Die Farbwiedergabe ist ein Qualitätsmerkmal von künstlichem Licht gegenüber natürlichem Licht. Hat zum Beispiel eine LED Lampe mit einer Farbtemperatur von 5.500 (Tageslicht), die genau gleiche Spektralfarbaufteilung wie das Tageslicht der Sonne, so lässt das LED Licht die Farben beleuchteter Objekte natürlich aussehen. Die Farbwiedergabe wäre in diesem Fall ideal.
Wie man in Abbildung 5-3 gut sieht, haben verschiedene Lichtquellen jedoch einen sehr unterschiedlichen spektralen Aufbau. Diese Differenzen im Lichtspektrum können beleuchtete Farben sehr unterschiedlich auf der Kamera wirken lassen.
Daher gibt es verschiedene Messwerte, die die Farbqualität von Lichtern beschreibt. Mithilfe von einem Spektrometer können die jeweiligen Farbspektren eines Lichtes analysiert werden. Da es mittlerweile jedoch Dutzende von diesen Messwerten gibt, führen diese oft zu Verwirrung. Daher hier einige der gängigsten Richtwerte:

Abbildung 5‑3: Spektrale Charakteristiken von unterschiedlichen Lichtquellen Quelle: Justin Klam / justinmklam.com
CRI: Der Farbwiedergabeindex (Ra; engl. Colour Rendering Index, CRI) ist die älteste und bekannteste Kennzahl für die Farbqualität von Lichtquellen. Bei dem CRI-Test werden die Werte von acht Testfarben analysiert und mit der Referenzlichtquelle verglichen. Je näher der Wert an 100 ist (100 entspricht dem Sonnenlicht), desto besser ist die Farbwiedergabe dieses Lichtes. Je niedriger der Wert, desto schlechter die Farbwiedergabe. Lichter für den Videobereich sollten keinen CRI-Wert unterhalb von 90 haben.

Abbildung 5‑4: Unterschiede in der Farbwiedergabe bei niedrigen CRI-Werten Quelle: Beleuchtungdirekt.de
Das Problem mit dem CRI-Wert ist jedoch, dass dieser veraltet und wenig repräsentativ ist, da nur acht Farbwerte gemessen werden. Besonders fehlen bei dem CRI-Werten gesättigte oder zumindest halbwegs gesättigte Farben. Darüber hinaus gibt es noch einige Kritikpunkte am Referenzpunkt und dem Wertebereich beim CRI-Wert. Alles im allen ist der CRI-Test nicht mehr zeitgemäß. Deshalb gibt es nun andere, bessere Alternativen.
2015 wurde mit dem TM-30 ein neuer Farbwiedergabeindex ins Leben gerufen, der einige Probleme des älteren Color Rendering Indexes aufgreift und optimiert. So setzt der TM-30 Index auf insgesamt 99 Farbwerte. Im TM-30 Index sind vor allem natürlich vorkommende Farben wie bei Orangen, roten Zwiebeln oder grünen Äpfeln orientieren. Der Index ist maßgeblich an das menschliche Sehvermögen angepasst.

Abbildung 5‑5: Gemessene CRI gegenüber TM-30 Werte Quelle: dmflighting.com
Darüber hinaus nutz TM-30 zwei verschiedene Parameter. Einmal die Fidelity (Farbabweichung), welche als Rf abgekürzt wird und angibt, wie weit die gemessenen 99 Farbwerte vom Idealwert (100) entfernt sind. Zusätzlich zu diesem Rf Wert wird nun noch ein Gamut Index (Rg) angegeben, welcher die Sättigung des Lichtes misst. Die Rg Skala geht von 60 bis 140, wobei 100 der perfekten Saturierung entspricht.
Ein zusätzlicher Vorteil ist es, dass der TM-30 Wert auch grafisch dargestellt werden kann. Somit kann man leicht auf einen Blick erkennen, wo das jeweilige Licht die Farben falsch darstellt. Idealerweise sollte der TM-30 Wert ebenfalls über 90+ liegen.

Abbildung 5‑6: Grafische Darstellung von TM-30 Quelle: dmflighting.com

Abbildung 5‑7: Grafische Darstellung des SSI Wertes anhand eines Spektrometers Quelle: Sekonic
Der Specral Siliarity Index (SSI) beschreibt (wie der Name schon sagt) die spektrale Ähnlichkeit zwischen Tageslicht beziehungsweise einer Glühlampe und dem zu messenden Leuchtmittel. Der SSI ist für Videografen wohl der nützlichste und logischste Index, da dieser nicht auf der menschlichen Wahrnehmung basiert, sondern eben auf diesen beiden Lichtquellen, welche häufig in der Videografie eingesetzt werden.
Es wird schlicht das Spektrum uns bekannter, natürlicher Lichtquellen als Basis benutzt und andere Lichter damit verglichen. Je ähnlicher das Spektrum des gemessenen Lichtest zur Basis ist, desto höher ist der SSI Wert. Zusätzlich dazu kann man auch den SSI-Wert grafisch mit dem Basiswert (oder anderen Lichtquellen) vergleichen und so feststellen, in welchem Farbbereichen das jeweilige Licht besser oder schlechter abschneidet. Durch Spektrometer können die Farbwerte ermittelt und wie in Abbildung 5-7 dargestellt werden.
Im besten Fall liegt ein SSI Werte so nahe wie möglich an 100. Das ist mit der aktuellen LED Technik jedoch nicht möglich. Um 3.200 Kelvin erreichen gute LEDs jedoch einen Wert von ca. 85. Im Tageslichtbereich (5.500 K) erreichen gute Lichter einen SSI-Wert um 75 herum. Unter 70 sollte der Wert nicht fallen, da ansonsten Farbverschiebungen für das menschliche Auge deutlich sichtbar werden.
5.3 Wattzahl & Lumen
Bei jedem Licht, egal ob günstige Haushaltslampe oder Hollywood Scheinwerfer, wird die Leistung in Watt angegeben. Eine 60-Watt-Glühbirne verbraucht eben 60 Watt an Energie. Eine 120-Watt-Glühbirne zieht entsprechend 120 Watt aus der Steckdose.
Dabei ist es jedoch wichtig zu sagen, dass die Wattzahl keinen direkt Rückschluss auf die Lichtintensität des jeweiligen Lichtes zulässt. Die Wattzahl gibt lediglich an, wie viel Strom das jeweilige Licht verbraucht. Eine alte 60-Watt-Glühbirne wandelt viel der elektrischen Energie in Wärmeenergie um und hat somit eine schlechtere Energieeffizienz als moderne LED Lampen. Letztere können bereits mit 5 Watt die gleiche Helligkeit erreichen wie eine 60-Watt-Glühbirne.
Das gilt natürlich auch für die großen Lampen, welche an Filmsets verwendet werden. Ein 2 KW (2.000 Watt) HMI Scheinwerfer hat nicht den gleichen Light-Output, wie ein 2 KW LED Scheinwerfer es hätte.
Eine kurze Erklärung zu Watt-Stunde: Wohingegen Watt die Stromleistung angibt, wird durch Watt-Stunde die Stromenergie angegeben. Ein Licht mit einer Leistung von 500 Watt, verbraucht innerhalb von einer Stunde 500 Watt-Stunden (oder 0,5 kWh). Ein V-Mount Akku mit 2.000 Wh, kann ein 500-Watt-Licht also ca. vier Stunden bei voller Leistung betreiben, bevor dieser leer ist.
Da wir nun aber wissen, dass die Wattzahl wenig über die eigentliche Lichthelligkeit aussagt, brauchen wir eine andere Einheit, die einen genaueren Vergleich möglich macht.
Lumen (lm) ist eine standardisierte Einheit und gibt den Lichtstrom einer Lichtquelle an. Oder einfacher ausgedrückt wird mit Lumen die Helligkeit angegeben, die von einer Lichtquelle abgegeben wird. Eine 5 Watt LED hat zwischen 500-800 lm. Für die gleiche Helligkeit bräuchte man eine 60-Watt-Glühlampe oder eine 50-Watt-Halogenlampe.
So ist es auch möglich, eine Aussage darüber zu geben, wie Effizienz die einzelnen Leuchtmittel ist:
Glühbirne: ca. 10 lm/W
Halogenlampe: ca. 20 lm/W
Leuchtstofflampe: ca. 70 – 90 lm/W
LED-Lampe: ca. 60 – 150 lm/W
5.4 „Traditionelle“ Lichtquellen
HMI Schweinwerfer
HMI Lampen stellen seit 1972 den Standard der Videolichter in der Industrie dar. Nur langsam bekommen diese etwas Konkurrenz durch die neuere LED Technologie. HMI-Lampen haben eine Farbtemperatur von 6000 Kelvin und sind somit Tageslichtscheinwerfer. Entsprechend sind die Begriffe der HMI und einer Tageslichtlampe gleichbedeutend.
Zusätzlich haben HMIs eine ziemlich hohe Energieeffizienz. So besitzt ein 575 Watt HMI Scheinwerfer in etwa die gleiche Intensität wie eine Kunstlichtlampe mit 2 KW. Grob kann man bei der Leistungsstärke von einem Faktor vier im Vergleich zu anderen Lichtquellen ausgehen.
Darüber hinaus sind HMIs Flickerei, sind zum Teil gegen leichten Nieselregen geschützt und haben generell eine sehr genaue Farbwiedergabe.

Abbildung 5‑8: Die bekannten ARRI HMIs. Von 800 Watt bis 18 KW Quelle: ARRI
HMIs haben jedoch auch einige Nachteile. Es wird ein elektronisches Vorschaltgerät benötigt, was es unmöglich macht, die Lampen direkt an das Stromnetz anzuschließen, die Lampen benötigen eine Aufwärmzeit von mindestens fünf Minute (eher länger), HMIs sind nur sehr begrenzt dimmbar und oft verändert sich dabei die Farbtemperatur, bei Unfällen mit HMIs kann im schlimmsten Fall die Brennlampe explodieren und heiße Glassplitter herumschießen und es kann hochgiftiger Quecksilberdampf entweichen.
HMI Filmscheinwerfer | |
Vorteile: |
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Nachteile: |
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Lichtausbeute: | Bis zu 115 Lumen pro Watt (zum Vergleich: Tungsten = 35, Leuchtstoffröhren = 100; nur LED ist mit 150 Lumen/Watt besser) |
Halogenscheinwerfen
Halogenscheinwerfen (Tungsten) unterscheiden sich kaum von bekannten Glühlampen, wie diese auch vor kurzer Zeit in normalen Büroräumen und im privaten Bereich eingesetzt wurden. Die entsprechenden Filmlampen haben jedoch eine höhere Betriebstemperatur und dadurch einen höheren Light-Output.
Tungsten ist das englische Wort für das weiß glänzende Schwermetall Wolfram. Es wird als Glühwendel in Lampen verwendet, weil es von allen Metallen den höchsten Schmelzpunkt aufweist. Weil das in der Lampe verdampfende Halogen durch das Wolfram in einem wiederkehrenden Kreislauf wieder am Glühwendel ansetzt (sog. Halogenkreis-Prozess) liefern Halogenlampen während ihrer gesamten Lebenszeit eine konstante Leistung.
Während die Farbtemperatur bei normalen Halogenlampen zwischen 2900 und 3450 K erreicht, schafft ein Film-Scheinwerfer mit Halogen auch 6500 K, was Tageslicht entspricht. Deshalb und aufgrund ihrer stabilen Farbwiedergabe werden Tungsten-Scheinwerfer beim Filmlicht gerne zur Aufhellung von Außenaufnahmen eingesetzt.
Halogen Filmscheinwerfer | |
Vorteile: |
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Nachteile: |
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Lichtausbeute: | Bis zu 35 Lumen/Watt |
Fluoreszierende Leuchtstoffröhren

Abbildung 5‑9: KinoFlos ist die bekannteste Marke von Leuchtstoffröhren. Diese werden oft auch als Gattungsbegriff im Filmbereich für diese verwendet.
Leuchtstoffröhren ist ein sehr platzsparendes Leuchtmittel. Verdampfendes Quecksilber erzeugt dabei ultraviolettes Licht, das durch die aus Phosphor bestehende Beschichtung der Leuchtstoffröhre in ein für das menschliche Auge sichtbare Spektrum umgewandelt wird. Die Farbtemperatur ist unter anderem von der Art der verwendeten Phosphormischung abhängig. Diese kann dabei von 2700 K bis 6500 K variieren.
Mit bis zu 100 Lumen pro Watt sind Leuchtstoffröhren beinahe so effizient wie HMIs, sind dabei aber deutlich platzsparender. Deshalb werden diese speziell in Innenräumen eingesetzt und können auch nahe an Personen platziert werden.
Fluoreszierende Leuchtstoffröhren | |
Vorteile: |
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Nachteile: |
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Lichtausbeute: | Bis zu 100 Lumen/Watt |
5.5 LED Lichter
Die LED (Light Emitting Diode; lichtemittierende Diode) Technologie ist wohl die vielversprechendste der vergangenen Jahrzehnte im Bereich der Videoleuchten. Und das natürlich nicht ohne Grund, denn LED Lampen haben in der Praxis viele Vorteile gegenüber anderen Leuchtmitteln.
Ein großer Vorteil ist es, dass LEDs einfach an- oder ausgeschalten werden können. Es ist keine Zeit für das Aufwärmen oder da Abkühlen notwendig. LEDs haben sofort ihre maximale Leistung und sind dabei noch deutlich langlebiger. LED Lampen haben einige Lebensspanne zwischen 20.000 und 100.000 Stunden, wohingegen HMIs oder Glühlampen teilweise eine Lebensspanne von nur 200 bis 2.000 Stunden haben. Zusätzlich dazu sind LED deutlich unempfindlicher und simpler im Umgang.
Ein weiterer Vorteil ist, dass LEDs nur eine sehr geringe Abwärme haben. In Kombination mit der kleinen Bauform lassen sich so viele verschiedene Formen realisieren. Dazu kann man Softboxen direkt an der LED Lampe anbringen und so das Licht formen.

Abbildung 5‑10: Verschiedene LED Lichtformen: (von rechts nach links) COB LED Licht, LED Panel, Flexible LED Matte und On-Camera LED Light Quelle: Eigene Darstellung
Da die LEDs sehr Effizienz sind, kann man diese auch per Akku (z. B. V-Mount) betreibe und erhält trotzdem einen guten Light-Output. So ist man nicht zwangsläufig auf Netzstrom angewiesen und hat entsprechend einen größeren kreativen Spielraum. Mittlerweile gibt es auch einige Produkte, die einen extreme Menge an Licht ausgeben und an den Output von 2 KW HMIs kommen.
Oft liest man bei LED Videolichtern den Zusatz „COB“. Diese Abkürzung steht für Chip-On-Board. COB-LEDs sind im Grunde genommen mehrere LED-Chips (typischerweise neun oder mehr), die direkt auf eine Trägerplatine aufgebracht sind. Diese können so montiert werden, dass sie weniger Platz beanspruchen und somit das höchste Potenzial der LED-Chips ausgeschöpft werden kann. Wenn die COB-LEDs bestromt werden, wirken sie eher wie eine einzelne Lichtquelle, anstatt wie mehrere Einzellichter. Durch diese Technik können viele kleine LED Dioden verbaut werden. Durch eine Frontschicht werden alle einzelnen LEDs zusammengemischt und so entsteht ein einzelnes, großes Licht daraus, welches entsprechen mehr Licht erzeugen kann.
Fluoreszierende Leuchtstoffröhren | |
Vorteile: |
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Nachteile: |
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Lichtausbeute: | Bis zu 150 Lumen/Watt! |
Anders als die klassischen Lichtquellen aus Kapitel 5.4, können LEDs in vielen verschiedenen Farben oder Farbtemperaturen produziert werden. Bi-Color LED Lichter haben zwei unterschiedliche Arten von weißen Leuchtdioden. Die Hälfte der Dioden sind Kaltweiß und die anderen Dioden sind auf Warmweiß ausgelegt. Durch eine Diffusionsschicht werden dann die einzelnen kleinen Dioden vermischt und es ist nur eine einzelne Lichtquelle erkennbar und nicht mehr viele einzelne. Durch die Dimmbarkeit der einzelnen Dioden kann man nun Kalt- und Warmweiß miteinander mischen und verschiedene Farbtemperaturen erzeugen. So haben viele Bi-Color LED Lichter einen Farbtemperaturbereich von 3.500-6.500 Kelvin oder noch größer.
Jedoch geht die LED Technologie noch einen Schritt weiter. Es ist nicht nur möglich zwei weiße LEDs zu verbauen, sondern auch farbige Dioden. In speziellen RGB-Lichter kommen die drei Primärfarben Rot, Grün und Blau zum Einsatz. Die drei Farben sind gleichmäßig im LED-Licht verteilt, werden durch eine Diffusionsschicht vermischt und können so eine Vielzahl an unterschiedlichen Farben darstellen. Wie in Abbildung 5-11 zu sehen, können die RGB-Dioden viele verschiedene Farben darstellen.

Abbildung 5‑11: Die additive Farbmischung Quelle: Eigene Darstellung
Rot + Grün = Gelb
Grün + Blau = Cyan
Blau + Rot = Magenta
Rot + Grün + Blau = Weiß
Durch die LED Technologie können jedoch noch viel mehr Farbtöne erzeugt werden. Durch das Dimmen und Mischen der Farben können viele verschiedene Helligkeiten und Sättigungsstufen von Millionen von Farben erzeugt werden.
Ein kleines Problem haben RGB Videolichter jedoch. Meist leidet die Farbwiedergabe durch den Einsatz von RGB Dioden. Speziell bei Weiß, also allen drei Dioden Arten zusammengemischt, erhält man oft kein gutes Ergebnis und eine schlechte Farbwiedergabe.

Abbildung 5‑12: Aputure Nova P600C – Ein 600 Watt RGBWW LED Lightpanel Quelle: Aputure
Deswegen gibt es mittlerweile einige Lichter, die eine RGBWW-Struktur haben. Hierbei gibt es also fünf verschiedene Arten von Dioden, die jeweils entweder Rot, Grün, Blau, Kaltweiß oder Warmweiß leuchten. Hier kombiniert man also die Vorteile aus beiden Welten. Eine gute Farbwiedergabe mit einer anpassbaren Farbtemperatur. Und einer Vielzahl an Farben, die millionenfach angepasst und genau auf den gewünschten Look angepasst werden können. Jedoch hat man einen etwas geringeren Light Output im Vergleich zu reinen COB Tageslicht LEDs. Hier muss eben jeder selbst abwägen, was für ihn wichtiger ist. Mehr weißes Licht oder eine höhere Flexibilität und die Möglichkeit, die Farbe und die Farbtemperatur des Lichtes anzupassen.
5.6 Licht kontrollieren und modifizieren
Licht zu kontrollieren, modifizieren, hinzuzufügen oder wegzunehmen, ist eine der wichtigsten Aufgaben in der Filmwelt. Der Einsatz von Licht macht oft ein normales Bild zu einem cineastischen. Es gibt unzählige Möglichkeiten und Herangehensweisen, wenn es um das Thema Lichtgestaltung geht. Zu viele, um auf alle davon einzugehen. Einige wichtige Elemente sollen jedoch nicht unerwähnt bleiben.
Viele der aktuellen COB LED Lichter setzten auf den Bowens-Mount. Dieser universelle Anschluss erlaubt es, eine enorme Anzahl an unterschiedlichen Light Modifier direkt an das jeweilige Licht zu montieren. Von kleinen 50 cm Softboxen bis zu riesigen 200 cm Octadomes, über Beauty Dishes zu Lantern – für den Bowens-Mount gibt es quasi alles. Auch das ist ein großer Vorteil der LEDs. Durch die geringe Abwärme können diese Lichtformer direkt an der Lampe montiert werden. Bei HMIs oder anderen Lichtarten ist das nicht so einfach möglich.

Abbildung 5‑13: Verschiedene Softbox-Größen und Formen Quelle: Westcott

Abbildung 5‑14: 8 x 8 Diffusionsrahmen Quelle: aliexpress.com
Darüber hinaus gibt es natürlich noch viele weitere Möglichkeiten, das Licht weiter zu modifizieren. Was an großen Sets oft Verwendung findet, ist der Einsatz von Rahmen. Die Rahmen selbst gibt es in verschiedenen Größen. Gängig sind Größen von 4 x 4 Feet (122 x 122 cm), 8 x 8 Feet (244 x 244 cm), 12 x 12 Feet (366 x 366 cm) oder auch teilweise noch größer. In diese Rahmen kann man dann unterschiedlich starke Diffusionsschichten spannen. Je stärker die jeweilige Schicht, desto gleichmäßiger verteilt sich das Licht über die ganze Fläche, jedoch geht dann auch mehr Licht durch die stärkere Diffusion verloren. Speziell in Outdoorszenen, wo die Sonne stark strahlt, kann so in einem großen Bereich das Licht weicher machen.

Abbildung 5‑15: Schwarze Molton Fahne Quelle: aliexpress.com
Jedoch sollte man nicht außer Acht lassen, dass ein großer Teil der Lichtgestaltung auch das Wegnehmen von Licht ist. Dafür verwendet man Floppies (auch Cutter, Fahnen oder Flags genannt). Diese sind meistens aus einem schwarzen Stoff (oft Molton), der eine große Menge an Licht absorbiert. Damit kann man die Menge an Licht in einem Raum oder in bestimmten Bereichen reduzieren. Entweder man stellt diese Flags direkt vor eine Lampe und verdeckt so bestimmte Bildbereiche, oder man deckt stark reflektierende Bereiche (helle Wände, Spiegel, Fenster) damit ab und verhindert dadurch ungewollte Lichtreflektionen.
5.7 Lichtstative & Sicherheit

Abbildung 5‑16: C-Stand Quelle: Kupo.com
Je mehr Light-Output ein Licht hat, desto schwerer ist es im Allgemeinen auch. Natürlich muss man hier auch wieder das Lumen/Watt Verhältnis berücksichtigen. Eine ARRI M18 HMI Lampe mit 1.8 kW wiegt ca. 12 kg. Eine Aputure LS 1200D mit 1.200 Watt wiegt gute 20 kg. Man sieht also wie schwer einige Lampen mit großen Lichtmengen sind.
Da diese Scheinwerfer oft auf einige Meter Höhe gebracht werden müssen, um einen natürlichen Lichteinfall zu simulieren, müssen die jeweiligen Lichtstative auch für solch eine Belastung ausgelegt werden.
Natürlich gibt es aber nicht nur extrem schwere Lampen. Schwarze Flags, die deutlich weniger wiegen, brauchen natürlich kein massives Stativ, das für 50 kg ausgelegt ist. In diesem Kapitel soll es also einen kleinen Überblick über Lichtstative geben und für welche Anwendung diese jeweils gedacht sind.
Die bekannteste Art von Stativen sind die sogenannten C-Stands, die ihrem Namen aufgrund der C-förmigen Beine haben. C-Stands werden für eine große Anzahl an Aufgaben an Filmssets oder Videoproduktionen eingesetzt. Diese Stative sind in der Regel auf eine Last von ca. 10 kg ausgelegt und erreichen meist eine Höhe zwischen 180 und 220 cm.
C-Stands werden speziell dafür eingesetzt Flags, kleinere Rahmen, Bounces, Aufheller, Netze oder sonstige kleinere Lichtmodifikatoren zu halten. Mittlerweile können auch kleinere LED Lampen wie eine Aputure LS 300D II mit einem Gewicht von 3 kg gut auf einem C-Stand montiert werden. Bei C-Stands ist es jedoch besonders wichtig, einige Sandsäcke zu verwenden, da die Beine keine große Grundfläche haben und bei falsch platziertem Gewicht und der Hebelwirkung, wenn das Stativ maximal ausgefahren ist, der C-Stand schnell kippen kann. Bei einigen billigeren C-Stands kann es ebenfalls vorkommen, dass die Beine sich einklappen, wenn diese falsch belastet werden. Diesen Nachteil haben größere Stative nicht.

Abbildung 5‑17: Combo Stand Quelle: Kupo.com
Das nächstgrößere Lichtstativ ist der Combo Stand. Die maximale Höhe reicht bei diesen Lichtstativen oft von 200 bis 350 cm und in etwa auf eine maximale Last zwischen 15 und 40 kg. Der große Vorteil der Combo Stands ist die größere Grundfläche der Füße, die einen deutlich stabileren Halt auf dem Untergrund haben und so weniger anfällig bei schwankenden Lichtern oder eine Hebelwirkung sind. Die Bodenspinne, welche alle drei Beine miteinander verbindet, sorgt für zusätzliche Stabilität.

Abbildung 5‑18: Wind-Up Stand Quelle: Kupo.com
Die größten Stative (außer bei sehr großen Produktionen) sind die sogenannten Wind-Up-Stative. Diese unterscheiden sich von Combo Stands im Endeffekt nur anhand ihrer Kurbel. Sowohl bei C-Stands als auch bei Combo Stands muss man den jeweiligen Scheinwerfer per Hand nach oben schieben. Spätestens wenn der Scheinwerfer 20 kg wiegt, ist das keine allzu leichte Aufgabe mehr. Für eine einzelne Person ist das unmöglich und schlichtweg nicht zu empfehlen. Daher gibt es diese Wind-Up Stands, mit denen man das Gewicht nach oben Kurbeln kann. Gute Modelle besitzen auch einen „Auto Self Locking“ Mechanismus, der verhindert, dass die Lampe nach unten rauscht, wenn man die Hand nicht direkt an der Kurbel hat, wenn man das Licht wieder abbauen möchte.
Wind-Ups haben meist eine maximale Höhe von 380 cm (oder deutlich höher) und eine maximale Traglast von 40-80 kg. Ähnlich wie die Combo Stands haben Wind-Ups meist auch eine Boden- oder Mittelspinne für eine höhere Stabilität.
Generell gibt es viele verschiedene Arten und Anbieter dieser drei Stativarten. Es gibt deutlich niedrigere Stative, die für den Einsatz in einem Haus oder zum Beispiel für Slider Fahrten ausgelegt sind. Ebenso gibt es noch deutlich größere Stative oder Super-Wind-Ups, die teilweise auf über fünf Metern Höhe kommen. Auch hier muss man eben abschätzen, was der jeweilige Einsatzzweck ist, welches Stativ das Richtige und vor allem auch sicherste ist!

Abbildung 5‑19: Sandsack Quelle: Amazon.de
Dem Thema Sicherheit wäre jedoch nicht genüge getan, wenn man Sandsäcke nicht erwähnen würde. Sandsäcke (auch Sandbags oder Shotbags genannt) stellen eine sehr simple Möglichkeit dar, die Sicherheit im Umgang mit Lichtern deutlich zu erhöhen. Speziell C-Stands mit ihrer relativen kleinen Bodenfläche neigen schnell dazu umzukippen. Bereits ein Sandsack erhöht die Stabilität enorm.
Besser ist es aber natürlich, wenn auf jedem Bein zumindest ein kleiner Sandsack liegt.
Das Gleiche gilt aber natürlich auch für Combo- und Wind-Up-Stands. Auch hier ist es wichtig, das Umkippen der Stative durch Wind und der Hebelwirkung präventiv zu verhindern. Ein gutes Stativ mit der notwendigen Belastbarkeit und einem breiten Stand ist bereits der Großteil der Miete. Sandsäcke erhöhen diese Sicherheit noch etwas mehr.
Die Sicherheit an Filmsets hat immer den höchsten Vorrang! Niemand möchte, dass ein Lichtstativ umkippt und ein 20 kg Licht mit voller Wucht auf den Boden aufprallt. So etwas kann im schlimmsten Fall tödlich ausgehen. Entsprechend muss hier mit der nötigen Sorgfalt geplant und gearbeitet werden.
5.8 Das richtige Licht für den Anfang
Für kleinere und mittlere Produktionen führt kein Weg an LED-Lichtern vorbei. LEDs bieten gegenüber den klassischen Leuchtmitteln enorme Vorteile. Sie sind klein, leicht, flexibel einsetzbar, haben eine hohe energieeffizient, eine geringe Abwärme, sind robust und dazu noch vergleichsweise günstig. Dazu gibt es für den Bowens-Mount, welcher mittlerweile den Standard für Light-Modifier im LED-Bereich darstellt, eine unglaubliche Menge an Aufsätzen und Möglichkeiten, das Licht anzupassen und zu formen.
Für den Anfang bietet sich ein COB (Chip on Board) LED-Licht an, dass auf 5500° Kelvin (Tageslicht) ausgelegt ist. Am besten mit ca. 300 Watt Output. Darunter kann es oft schwierig werden, wenn man größere Räume ausleuchten will oder man gegen helles Tageslicht ankommen möchte. Nach oben gibt es da zwar kaum Grenzen, für den Anfang hat ein 300-Watt-Licht jedoch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Mit dem Aputure COB 300D II gibt es für unter 1.000 € bereits ein sehr professionelles Videolicht, das einen über viele Jahre hinweg gute Dienste erweisen wird. Soll es noch etwas günstiger sein, kann man sich das VL300 von Godox anschauen. Hier kann man ohne große Einbuße gut 200 € einsparen. Lediglich einige „Quality of Life“-Features sind im Godox-Licht nicht zu finden.
Wer unbedingt RGB für z. B. szenische Projekte braucht, findet auch hier mittlerweile gute LED-Lichter, welche kein Vermögen mehr kosten. Mit dem Amaran P60c von Aputure, gibt es bereits für knapp 360 € ein 60 Watt RGBWW Light-Panel, welches eine gute Menge an Licht erzeugt, eine anpassbare Farbtemperatur von 2.500 bis 7.500 Kelvin hat und zusätzlich noch eine enorme Menge an RGB-Farben darstellen kann. Wer eine größere Variante davon möchte, kann sich das Aputure Nova P300c Panel oder P600C anschauen. Das ist quasi die großen Brüder des P60C Panels und haben satte 300 bzw. 600 Watt Output. Entsprechend ist aber auch der Preis.
Beim Thema Lichtstative lohnt es sich längerfristig zu investieren. Jeder kennt die billigen Plastikstative, die kaum 3 kg tragen können. Wer sein LED-Licht und eine große Softbox auf so ein Stativ stellt, wird früher oder später ein neues Licht kaufen müssen, da das Stativ umgekippt ist. Ein gutes Lichtstativ hat man über viele Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte. Sparen lohnt sich hier also nicht. Lieber einmal richtig investieren und die höhere Sicherheit für sich, sein Umfeld und das Equipment genießen.