7 Sonstiges

Für die ein oder andere Situation gibt es spezielles Equipment, die einem das Leben am Set oder bei einem Job deutlich erleichtern können. Zwar sind diese oftmals kein muss oder nur für bestimmte Situationen, besondere Aufnahmen oder Probleme gedacht, jedoch ist es durchaus sinnvoll, einmal davon gehört zu haben.

 

7.1 Kamera Rigging, V-Mounts & Fokusmotoren

Abbildung 7‑1: Sony 7S III Handheld-Rig Quelle: Eigene Darstellung

Ein Kamera Rig ist eine Art Gestell (meistens aus Metall) oder ein Kamerakäfig (engl. Camera Cage), an dem der man die Videokamera und weiteres Zubehör befestigen kann. So kann man zum Beispiel einen Holzgriff, einen Monitor, eine Mattebox, Fokusmotoren oder Ähnliches daran anbringen. Der Vorteil von diesem Rigging, also dem Aufbauen und Anpassen der Kamera, ist es, dass es modular ist und zu großen Teilen feste Normen gibt. Diese Normen ermöglichen es, Zubehör zwischen verschiedensten Kameramodellen ohne Probleme zu tauschen und ohne Probleme an einem anderen Rig zu befestigen.

Ein weiterer Vorteil von Rigs ist das zusätzliche Gewicht. Das mag im ersten Moment etwas kontraproduktiv klingen. Für Run `n Gun Aufnahmen, die komplett aus der Hand heraus aufgenommen werden, stellt das geringe Gewicht der neuen Spiegellosen Kameras durchaus ein Problem dar. Wenn die Kamera zu leicht ist, kann man diese nicht Still genug halten und das Bild verwackelt sehr schnell. Durch höheres Gewicht ist die Kamera deutlich weniger anfällig gegenüber kleineren wackler und es ist leichter, die Kamera stabil zu halten.

Ein guter Start für jedes Rig ist ein Kamera Cage. Diese werden für so ziemlich jedes Kameramodell speziell entworfen und an die Form der Kamera genau angepasst. Der Käfig hat dann eine Vielzahl an zusätzlichen Verbindungspunkten und ermöglicht dadurch weiteres Zubehör, ohne Probleme an der Kamera anzubringen. Einige größere Kameras wie eine Sony FX6, Canon C300 oder RED Kameras benötigen zwar nicht zwangsläufig einen Cage, da diese bereits mit einigen Verbindungsmöglichkeiten ausgestattet sind, jedoch bieten Cages deutlich mehr solcher Punkte und dadurch eine deutlich höhere Flexibilität. Besonders bei kleineren Kameras, die zum Teil auch nur den hybriden Einsatz von Foto und Video entworfen wurden, ist ein Cage quasi ein Muss, wenn man seine Kamera riggen möchte.

Von diesen Punkt aus kann man nun entscheiden, wie man das Rig für seine eigenen Bedürfnisse weiter ausbauen möchte. Meisten bietet sich ein Top- und Seitengriff an, um die Kamera gut greifen zu können. Ebenso bietet sich ein externer Monitor an, da die kleinen Bildschirme meist nicht Besonderen groß und eher dunkel sind. Speziell bei Outdooraufnahmen ist ein großer, heller Bildschirm Gold wert. Dazu kommen noch weitere nützliche Funktionieren wie das Anzeigen von Waveform, False Colors, Hilfslinien oder dem desqueeze eines anamorphen Bildes. Viele Kameras von Canon, Sony oder Nikon können diese Funktionen nicht von Haus aus darstellen. Erst die teurere Cinema-Linie der jeweiligen Firmen können solchen Funktionen standardmäßig (außer Nikon, da diese keine Cinema-Linie haben).

Abbildung 7‑2: Blackmagic Pocket Cinema Camera 6k Pro Rig Quelle: Eigene Darstellung

Eine externe Batterielösung kann für viele Rigs auch eine interessante Option sein. Teilweise sogar notwendig. Kameras wie die Blackmagic Cinema Pocket 6k haben mit der eingebauten Batterie nur eine Laufzeit von 30-45 Minuten. Für einen ganzen Drehtag ist so eine Laufzeit nahezu untragbar, da man andauernd damit beschäftigt ist, die Akkus zu wechseln und erneut zu laden. Aufgabe eines Rigs ist es oftmals, ein vorhandenes Problem zu lösen oder zumindest deutlich zu verbessern. Genau wie bei einem externen Monitor, der wichtige fehlende Funktionen bietet und eine größere, bessere und helle Darstellung des Bildes erlaubt, so kann eine externe Stromversorgung eine deutlich längere Laufzeit gewähren und neben der Kamera auch noch weiteres Zubehör mit Strom versorgen. Meistens wird dafür ein V-Mount Akku und eine Batterieplatte benutzt. V-Mount Akkus werden in vielen Bereich der Videografie eingesetzt und sind in den verschiedensten größeren und Kapazitäten verfügbar. Selbst kleinere Akkus mit 99 Wh (Watt Stunden) bietet eine um den Faktor 20-40 höhere Kapazität. So ist es ohne Probleme möglich, die Kamera, einen externen Monitor und zum Beispiel ein Fokusmotor über mehrere Stunden zu betreiben, ohne dass eine Batterie gewechselt werden muss.

Bei größeren Projekten kommen sehr oft auch externe Fokusmotoren zum Einsatz. Diese erlauben es den Fokus (oder auch die Blende oder den Zoom) an manuellen Objektiven über ein Drehkranz zu ändern. Der Vorteil davon ist, dass der Kameramann nicht mit der Hand nach vorne zum Objektiv greifen muss, um den Fokus zu ändern und so gegebenenfalls eine wacklige Aufnahme verursacht. Wenn man bei kleineren Projekten ein manuelles Objektiv einsetzten möchte, kann man durch einen Fokusmotor und einen entsprechenden Fokusgriff das Objektiv fokussieren, während man die Kamera weiterhin stabil halten kann. So sind auch scharfe Aufnahmen mit Cine-Vintage oder Anamorphen Objektiven möglich.

Im Idealfall gibt es am Set sogar einen speziellen Fokus-Puller, welcher dafür zuständig ist, die Schärfe während der Aufnahme anzupassen und so den Kameramann die maximale Freiheit gibt, sich voll auf die Einstellung und die Bewegung zu konzentrieren. Dafür wird dann zusätzlich jedoch noch eine Funkstrecke benötigt, die das Videosignal an den Fokus-Puller überträgt. Da diese Übertrag mit einer möglichst geringen Verzögerung stattfinden muss (am besten deutlich unter 100 ms), kosten entsprechende Geräte eine ordentliche Stange an Geld.

 

7.2 Gimbal

Zusätzlich zu der Möglichkeit, die Kamera weiter aufzurüsten, gibt es auch einiges an Zubehör, die die Stabilität bei bewegten Aufnahmen verbessert oder besondere Einstellungen überhaupt erst ermöglichen.

Abbildung 7‑3: DJI RS 2 Einhand Gimbal Quelle: Eigene Darstellung

Das wohl bekannteste Gadget dürfte der (Einhand)-Gimbal sein. Ein Gimbal ist ein Gerät, dass über drei stabilisierte Achsen verfügt und somit ungewollte Bewegungen ausgleicht und flüssige Aufnahmen ermöglicht. Diese Gimbal gibt es mittlerweile in den verschiedensten Größen und Preisklassen. Vom kleinen Smartphone Gimbal bis hin zu Gimbal, die auch professionelle Kinokameras tragen können. In der Filmindustrie werden solche Stabilisationssysteme bereits seit Langem eingesetzt. Im Hobby oder Semi-Profi Bereich haben Gimbal speziell in den letzten Jahren große Schritte getan. Vor allem sind diese kleiner, leistungsfähiger und zugleich günstiger geworden.

Ein Gimbal gehört mittlerweile beinahe zur Standardausrüstung eines jeden Kameramanns. Durch die kleinere und leichtere Bauweise der Spiegellosen Kameras harmonieren diese beiden Technologien hervorragend miteinander und ermöglichen so bereits professionellen Aufnahmen.

Moderne Gimbal haben mittlerweile auch diverse Zusatzfunktionen wie die Möglichkeit, bewegte Zeitraffer- oder Hyperlapse Aufnahmen zu erstellen, automatisch einem Objekt zu folgen und vielem mehr. Wie sinnvoll diese Funktionen schlussendlich sind, kommt ganz auf die jeweiligen Bedürfnisse an. Es ist jedoch gut zu sehen, dass sich die Technik weiterentwickelt und man eine Vielzahl an Möglichkeiten an die Hand bekommt.

Abbildung 7‑4: Tilta Hydra Alien in Kombination mit dem DJI RS2 Gimbal Quelle: Tilta.com

Auch ist es inzwischen möglich, diverse Gimbal in Kombination mit einem gefederten Hydraulik-Arm an ein Auto anzubringen und so sehr cineastische Aufnahmen zu erstellen. Vor wenigen Jahren hätte man noch einen fünfstelligen Betrag für solche Ausrüstung gezahlt. Das Gleiche gilt für Slider. Manuell oder motorisiert gibt es Slider bereits seit vielen Jahren. Das Problem mit Slidern ist jedoch, dass eine simple Fahrt von der einen Seite zu anderen nicht wirklich spektakulär ist und oftmals eher limitiert. Um mehr Möglichkeiten zu haben, braucht man wiederum einen elektrischen Kopf, der sich in verschiedene Achsen bewegen kann. Diese sind jedoch ziemlich teuer. Für ein solches Slider-Systeme ist man schnell zwei, dreitausend Euro los. Wenn man bereits einen Gimbal besitzt, kann man diesen mit einem Slider kombinieren und so den gleichen Effekt erzielen und spart sich so einiges an zusätzlichen kosten für einen weiteren motorisierten Kopf.

 

7.3 Drohnen

Abbildung 7‑5: Die DJI Mavic 3 Cine Quelle: DJI.com

Drohnen ist eines der heißesten Themengebiete in der Technikwelt und darüber hinaus. Innerhalb weniger Jahre haben die fliegenden Kameras einen enormen technologischen Sprung hingelegt. Es würde jedoch den Rahmen dieses Leitfadens sprengen, alle Vor- und Nachteile sowie den gesetzlichen Rahmen hier zu erklären. Dennoch ein paar Worte zu den Drohnen und wofür man diese gut Einsetzen kann.

Über viele Jahre hinweg waren Drohnen extrem groß, schwer und teuer. Darüber hinaus brauchte man viel Übung, um diese überhaupt zielführend und sicher fliegen zu können.

Der Branchenführer DJI hat hier durch Drohnen wie die DJI Mavic- oder Mini Reihe einiges im Comsumer- und semi-professionellen Bereich getan. So ist es mittlerweile möglich, bereits für wenige Hundert Euro eine Drohne zu erwerben, die eine gute Videoqualität liefert, einige Sicherheitsfeature besitzt und eine komplett neue Ebene an Möglichkeiten eröffnet. Es ist also durchaus verständlich, wieso die Nachfrage nach Drohnen in den vergangenen Jahren so schnell gestiegen ist. Die Perspektive von oben bietet nun mal viele neue Möglichkeiten und beeindruckende Aufnahmen.
Speziell für B-Roll Aufnahmen eigenen sich Drohnen sehr gut. Die außergewöhnlich Perspektive kann ein Video nochmals auf ein neues Level heben. Durch Drohnenaufnahmen kann man dem Zuschauer eine gute Übersicht darüber geben, wo man sich überhaupt befindet. Also bei einer Hochzeit zum Beispiel die Kirche oder Feierlocation zeigen oder eine Firma, die eine neue Innovation vorstellen möchte.

Der Ansturm auf die Drohnen hat jedoch auch dazu geführt, dass immer schärfere Regulierungen in Kraft getreten sind und es viel zu beachten gibt. Man sollte sich also den Gedanken, dass man sich mal eben eine Drohne kauft und ein wenig damit rumfliegt, schnell wieder aus dem Kopf schlagen. Ohne die richtigen Kenntnisse oder durch falsche Bedienung kann eine Drohne schnell ein Risiko für sich selbst wie auch für Mitmenschen sein.

Man sollte sich also ausführlich und gründlich mit der Thematik auseinandersetzten, bevor man sich eine Drohne anschafft und die Pros- und Kontras abwägen.